mention copyright
© THOMAS RUSCH
1991, fotograf

EMMANULLE JAQUELINE
1991, Trapeziste
BERTRAND DUVAL
1991, acrobat

EMMANULLE JAQUELINE


Die Weltwoche Nr. 33, 15.August 1991, Ressort Kultur || Die Todesschüsse kommen aus der Banane Ueli Hirzel, der eigenwilligste Zirkusmann der Schweiz, und sein schrägstes Projekt : Cirque O || von Thomas Wördehoff

Beim ersten Augenschein lässt sich nur sagen: Ueli Hirzel ist auffallend mager geworden. Doch nicht von des Lebens Trübsal und Entbehrungen künden die bärtigen Züge, der Mann ist bester Laune. ″Irgendwann während des Pariser Gastspiels von Aladin, mit der Aussicht auf eine bevorstehende Welttournee, hatte ich genug. Ich merkte, dass wir pausieren mussten. Wir brauchten Abstand zum Metier.″ Hirzels lösten Aladin auf und begaben sich auf die Suche nach einem Winterquartier. Unverhofftes geschah ihnen.

Denn es traf sich, dass kurz hinter Montréal, einem gottverlassenen Nest hinter Beaune, eine Gewerkschaft ihr unrentables Ferienheim abstossen wollte. Sanitär und elektrisch bestens ausgestattet, wollten die Genossen für das Anwesen inklusive 36 Hektar Land nur schlappe 300.000 Franken haben. Hirzel belieh sein Erbe und kaufte. Ueli Hirzel, der alternative Zirkusdirektor, war Schlossbesitzer geworden.

Das Château de Monthelon ist das, was man sich gemeinhin als Alterssitz erträumt: Swimmingpool, zwei Schloßrmchen, ein Festsaal, Toreinfahrt, Stallungen − mitten in einem Paradies aus Weizenfeldern und Alleen, kleine Restaurants in den Nachbardörfern, ansonsten Einsamkeit, Ruhe und Beschaulichkeit − das Gutsherrenherz in uns frohlockt. Doch Hirzel wohnt mit seiner Frau Eva, Schauspielerin von Beruf, nicht etwa in einer Traumsuite. Das Paar residiert auf freiem Feld: im Wohnwagen.

back | 1 2 3 4 5 6 7 8 9 | next
Château de MonthelonJohann Le GuillermAtelier Lefeuvre & AndréHyacinthe Reisch
 
cirque O Geschichte, Hintergründe + Details