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© THOMAS RUSCH
1991, fotograf

BERTRAND DUVAL
1991, Acrobat

BERTRAND DUVAL


Die Weltwoche Nr. 33, 15.August 1991, Ressort Kultur || Die Todesschüsse kommen aus der Banane Ueli Hirzel, der eigenwilligste Zirkusmann der Schweiz, und sein schrägstes Projekt : Cirque O || von Thomas Wördehoff

"Dreiunddreissig Leute in Avallon! Dreiunddreissig! Und das an einem Abend!" Ueli Hirzel kann es kaum fassen. Zwei Wochen lang war er mit seinem Zirkus Aladin in dem 550-Seelenkaff, "die Artisten konnten froh sein, wenn fünf, sechs Leute auftauchten". Und dann, am 17. Juli, nach trotzigen Verlängerungen, der Durchbruch: 33 Zuschauer im Zelt. Selbst der "Yonne Républicaine" gab da seine Zurückhaltung auf: ″Die Artisten des Cirque Aladin haben den Zirkus neu entdeckt!″

Noch vor zwei Jahren arbeitete Hirzels Aladin unter luxeriöseren Bedingungen: zwei, drei Monate ausverkauftes Spiegelzelt in München und Berlin, vier Monate umjubeltes Gastspiel in Paris in Ariane Mnouchkines legendärer ″Cartoucherie" (die Hausherrin selbst rührte die Werbetrommel) und schliesslich die Chance einer Welttournee. Und ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Erfolgsserie wird es still um den vifen Zirkusmanager und seine alberne Mannschaft, kein Auftritt mehr mit dem wahnsinnigen Kellner Eugen am jährlichen Zürcher Theaterspektakel, keine Tourneen, kein neues Programm. Aladin von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen musste man von ferne vernehmen, dass es nun der Zirkus Roncalli sei, der mit Hirzels Erfindung der animierten Gastronomie und jenem Kellner Eugen ″der Münchner Chickeria das Geld aus der Tasche zieht″ (Hamburger Stadtmagazin Szene). Schon ahnen wir ein zirzensisches Melodram.

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