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Un horizonte cuadrado
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DER ECKIGE HORIZONT
Eine Choreographie in der Luft

Zum Auftakt infernalische Geräusche, als würde gerade der siebte Höllenkreis leergefegt. Kein Tusch. Kein Glitzern. Keine Ansage. Stattdessen schälen sich sechs Akrobaten aus dem Nichts, gehalten von einer filigranen Struktur, einem Metallfachwerk in neun Metern Höhe, an dem sechs Trapeze befestigt sind. Das Gerüst wird von vier Masten getragen. Man könnte meinen, die hängende Kuppel würde von Streichhölzern gestützt. Der Parcours der Artistik jedoch spricht eine extremere Sprache.

Die chilenische Compañia de Paso entfacht einen einstündigen Reigen radikaler Konfrontationen im bodenlosen Grenzbereich zwischen Himmel und Erde. Ein "Eckiger Horizont", der "horizonte cuadrado", hat die klassische Zirkuskuppel verdrängt und die allgegenwärtige Option, daß die da oben den Halt verlieren könnten, macht klar, daß der Lebensraum im "Dazwischen" eine Welt mit eigenen Konditionen ist. Ein kleines Röhrchen gehalten von zwei Seilen ist der Aufenthaltsort der Artisten, eine Art Bindestrich als schwankender Basis für eine Geschichte von Liebe, Macht, Ohnmacht, Verzweiflung, Zuversicht und Freude in immer schneller werdenden Sequenzen, in denen extreme Situationen dekliniert, zugespitzt und wieder aufgelöst werden, bis sich alle Artisten auf einem einzigen Trapez zusammenfinden, um den "Eckigen Horizont" zu erklimmen. Ein Unding, eine schiere Unmöglichkeit, die spätestens im Finale die Grenzen menschlicher Kondition sichtbar macht, denn der Himmel ist eng und Enge macht Angst. Immer wieder neu variiert die Compañia de Paso das Dilemma menschlicher Anfechtungen. Und leicht und mühelos sieht bei ihnen noch das Schwerste aus. Ein kurzer Schrei. Ein wütendes Keuchen. Solidarität und soziales Verhalten. Poesie und Trapez – beide bewahren ein ästhetisches Rätsel. [Su Alois]

Die Metapher Eckiger Horizont ist dem Manifest des chilenischen Dichters Vincente Huidobro (1893 – 1948) entliehen.
Der Dichter verknüpft Begrifflichkeiten zu Wortgebilden, die von der Norm abweichen. Der Artist zeigt uns abnorme Positionen, die uns befremden. Der Dichter und der Trapezist teilen ihren Aufenthaltsort, den schmalen Grat zwischen Genius und Abgrund.

   

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